Heute wird nicht gefahren. Heute wird ausgespannt. Heute bin ich Tourist. Natürlich habe ich mich noch nicht ganz von meinem Schock erholt - denn gestern war mir peinlicherweise vor dem Management und einem sichtlich überlegen grinsenden Comcierge aufgefallen, dass ich einen Tag zu früh angereist war - und somit einen Tag, den ich hätte noch fahren können, verdaddelt habe.
Ärgerlich, höchst ärgerlich.
Aber über Porto erstrahlt die Sonne. Das hebt die Laune.
Es kommt Alexandre, mein Freund, einen, den ich bei einem youtube.com-Schriftwechsel kennen und schätzen gelernt habe.
Ich frühstücke, dann steht er pünktlich vor meiner Zimmertür. Interessiert liegt er Probe in meiner Speedmachine, ist angetan von diesem Gefühl und ich bedauere, ihm nicht eine kleine Probefahrt angedeihen lassen zu können.
Dann brechen wir auf.
Er zeigt mir Porto. Vieles hatte ich auf meiner Hinfahrt gestern (und ich ärgere mich noch immer, einen ganzen Tag verdaddelt zu haben!) schon gesehen, vieles gestern Abend bei meinem Essensspaziergang.
Zunächst gehen wir ans Douro-Ufer, dann die Promenade entlang. Wenn Lissabon "die Schöne" ist, dann ist Porto die verkannte, mindestens ebenso schöne Schwester. Anscheinend fließt alles Geld in die Hauptstadt, denn Porto sieht sehr abgelebt, teilweise schmerzhaft herunter gekommen aus. Aber damit auch authentischer, wie ich finde. Nicht so schick, herausgeputzt. Wie eine tolle Frau, die vollkommen zerschossen nach einer heftigen Partynacht aufwacht - erschreckend, aber trotzdem wunderschön.
Wir reden viel, Alex zeigt mir alles. Unten sehen wir eine ziemlich traurige Werft mit traurigeren Fischerbooten. An der Atlantikküste, im Norden Portos, wird es rauher, die zerklüfteten Felsen künden von harten Herbststürmen und wildromantischen Szenen.
Wir essen erst einmal anständig, bevor wir dem Meer den Rücken kehren und unsere Schritte wieder in die Stadtmitte lenken.
Nicht, ohne einen Abstecher nach Serralves, einem beeindruckenden Park inmitten der Stadt zu machen. Herrlich, wie sie hier verschiedene Themengebiete haben, von englischen Gärten bis hin zu urwaldartigen Arrangements. Tolle Fotos, die Ixandito da geschossen hat.
So vergehen ein paar Stunden bei tollen Gesprächen und vielen schönen In- und Ansichten dieser Stadt mit ihrem ganz eigenen Charakter.
Wir verabschieden uns bei einem zünftigen Bica - Alex, it was a pleasure!
Den Abend verbringe ich bei einem fiesen Film auf RTL - Morgen muss ich fit sein zur Rückreise.
Und die beginnt schon lustig: Es dauert etwa 2 Stunden, meinen Riesenkarton, der vom Hinflug noch etwas lädiert und für den Postweg gefaltet war, wieder aufzubauen und halbwegs herzurichten. Ihm eine quadratische Form zu geben verschlingt drei Rollen Tape.
Dann verpacke ich die Speedmachine, ein Vorgang, der nicht nur die Gäste in der Lobby sondern auch den einen oder anderen Mitarbeiter brennend zu interessieren scheint.
Dann steht mein "Transporter" vor der Tür, den ich über die freundliche Rezeption geordert habe. Leider ist es ein Großraumbus. Keine Chance, die Riesenkiste hineinzubekommen. Also hole ich das Bike heraus - ich habe ja noch 2 Rollen Tape, kein Problem - und so verladen wir Kiste und Bike einzeln. Gerade so passt alles rein.
Der Fahrer ist genauso alt wie ich, die Fahrt zum Airport ist überaus angenehm bei einem netten, anregenden Gespräch.
Er hilft mir noch, das Bike wieder sicher zu verpacken. Eine Rolle Tape geht drauf, den Karton sicher zu verschließen.
Nach einiger Konfusion, wie und wo ich nun einchecken soll, habe ich endlich mein Ticket und schiebe den Riesenkarton zum "Oversized Luggage"-Schalter. Und sehe es: Der Karton wird nicht durch den Röntgen-Scanner passen. Ich biete den beiden sehr freundlichen Polizisten an, den Karton zu öffnen - sie bestehen aber darauf, dass ich alles heraus hole, sodass sie alles röntgen können.
Eine halbe Stunde und die letzte Rolle Tape später ist alles vollbracht.
Endlich sitze ich am Gate, esse noch etwas und freue mich auf meinen Rückflug.
Unten fährt mein Bike aufs Rollfeld. Oben steigt der Lars ein. Und kommt wenig später wohlbehalten in HH an. Welch´ Freude.
Nun hat er sie also hinter sich, diese großartige, erste außerdeutsche Tour. Ein Abenteuer war es allemal. Mitreißend, interessant war es. Es hat mich gefordert, hat mir viele, unzählige wunderschöne Augenblicke verschafft. Szenen unbändiger Freude, Glücksmomente von Dauer genauso, wie mir meine Grenzen schmerzhaft vor Augen geführt. Ich habe mich ein großes Stück näher kennen lernen können hierdurch. Ich habe mich beobachten können - Zeit genug hatte ich ja. Und nun bin ich schlauer? Vielleicht. Vielleicht nicht.
Ich buchte gleich die nächste Tour: Die canadischen Rocky Mountains sollen es sein, Juni 2009. Na denn!
Das Fahren auf der Speedmachine ist wie immer ein Traum.
Was soll ich noch sagen: Es war wirklich ein Traum.
Ein Traum.
Leider schon wieder so weit weg, das alles ...
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
2 Kommentare:
hi lars!
super reisereportage-macht lust aufs biken!!!
danke - gruß aus tirol!!
danke manfred,
hoffe, es geht euch gut?
liebe grüße,
LR
Kommentar veröffentlichen